... das waren bei der USU World die drei am häufigsten benutzten Füllwörter. Mehr als 200 Gäste zählte diese zweitägige Veranstaltung in Ludwigsburg bei Stuttgart, in der es um drei andere Schlagwörter ging: "Analyse. Wissen. Service". Deutsch war die Kongress-Sprache, deutsch waren auch die Referenten, wenngleich sie sich sehr bemühten, den amerikanischen Vorbildern rhetorisch nachzueifern. Und die Imitation ist leider nie das Original. Echt deutsch war die Organisation dieser Veranstaltung. Da spürte man bis in den letzten Winkel eines von "Keynotes" und "Break-Out-Sessions" (Deutsche Sprache, schwere Sprache) bestimmten Kongresses, dass die USU etwas wirklich kann: Service. Hier ist sie - im Unterschied zu vielen ihrer Referenten - ganz und gar 21. Jahrhundert. Da wirkt sie sehr persönlich. Da fühlt sich jeder Mitarbeiter verantwortlich. Da ist jedes Lächeln echt. Da ist sie all das, was sich am Ende des Tages als die eigentlichen Erfolgsfaktoren im spannenden Wettkampf um die Zukunft erweisen wird.
Wirklich. Man hätte nur den Mitarbeitern zusehen müssen, wie sie sich um jeden einzelnen Gast gekümmert haben, um zu sehen, auf was es letztlich auch in einer total virtualisierten Welt ankommt: auf das ganz persönliche Engagement. Nicht auf Referenzen, dem "eigentlich" wichtigsten Beiwerk der Referenten, die große Namen benötigten, um sich selbst zu erhöhen. Und "spannend" wurde es auf dem Podium immer dann, wenn der Referent sich vor einer "eigentlichen" Beurteilung drücken wollte. "Am Ende des Tages", um diese, der angelsächsischen Rhetorik entnommenen Floskel auch noch einmal zu bemühen, war man sich nicht ganz sicher, ob sich die Referenten wirklich angestrengt hatten - wirklich das rübergebracht hatten, was Service ausmacht. Da war schon viel Wissen auf der Bühne, schon viel Analyse, aber die Leidenschaft fehlte. Zu sehr eifern diese Profis der Hörsäle dem "Easy-Going" der Amerikaner an. Zu sehr möchte man "Edutainer" sein.
Es gibt nichts langweiligeres als Helden, die immer gewinnen. Dabei gewinnt nur der, der sich seinen eigenen (nicht denen der anderen) Irrtümern stellt, der spannend erzählt, ohne spannend sagen zu müssen, der am Ende des Tages Schweißtropfen auf der Stirn hat.
Wenn wir endlich diese auf der Bühne vorgespielte Souveränität durchbrechen, wieder unsere Leidensfähigkeit und Leidenschaft zeigen, dann spiegelt sich auf dem Podium nicht die Eitelkeit des Referenten, sondern die Lebenswelt des Publikums. Da sitzen nämlich Leute, die genau wissen, wieviel Anstrengung, Mühe und Gefühle hinter all dem steckt, was unser Arbeitsleben ausmacht. Möglicherweise haben sie sich selbst mehr wiedererkannt in dem Engagement der USU-Mitarbeiter, die sich um die Wünsche der Gäste ganz persönlich kümmerten (und nicht wegdelegierten). Möglicherweise war deshalb der letzte Referent, der Kabarettist Timo Wopp, dem Publikum und der USU näher als alle anderen Referenten. Denn er zeigte ganz einfach bis an den Rand des Scheiterns - er jonglierte virtuos im Kontext seines Vortrages - sein Können. Unvergesslich seine Aussage: "Amateure bauten die Arche, Profis die Titanic."
Vielleicht können die Profis von den Amateuren inzwischen mehr lernen als umgekehrt.
Nichtsdestotrotz muss ich als Besucher der USU World sagen: Am Ende des Tages fand ich diesen Kongress eigentlich sehr spannend.
Raimund Vollmer
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