Mittwoch, 15. Januar 2014
"Die digitale Kränkung" und die Hilflosigkeit...
... derer, die einst mit voller Inbrunst das Netz der Netze feierten, geht nun in die nächste Runde: "Mehr Politik" verlangt heute in fettesten Lettern die FAZ in der Überschrift zu einem ganzseitigen Beitrag ihres Lieblingsautors Evgeny Morozov. Wir sind zwar hier nur ein kleiner Blog, aber dass die Politik und hier vor allem die Parlamentarier angesichts der NSA-Problematik besonders gefordert sind, das haben wir bereits vor einem halben Jahr in einem Beitrag ziemlich deutlich herausgestellt. Wir fordern nicht nur "mehr Politik", sondern vor allem mehr Verantwortung. Politik und Verantwortung sind zwei Dinge, die immer weiter auseinanderlaufen. Leider. In dem FAZ-Beitrag von heute äußert sich sehr umständlich der aus Weißrussland stammende Forscher Evgeny Morozov zu der "digitalen Kränkung" des Menschen, die der Lobody Sascha Lobo in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hinausposaunt hat. Ja, das Internet wird von Zentralisten wie Google oder Facebook weitgehend bestimmt. Morozov nennt dies - ohne die Namen der Firmen zu nennen - "Internetzentrismus", was ja eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Denn das Internet sollte alles andere als zentral organisiert sein. Ja, die Hauptakteure versuchen über ihre zentrale Funktionen jede Menge Werbung in das Netz hineinzupumpen (und Big Data im Gegenzug herauszuziehen). Ja, das ist auch alles andere als schön und mindestens so lästig wie die Werbung im Fernsehen. Ja, wir werden überwacht. Ja, wir sind dem ziemlich ausgeliefert. Trotzdem gehen jeden Tag eine Milliarde Menschen ins Netz. Und sie tun es nicht, um Facebook oder Google oder einem anderen, staatlichen Big Brother zu dienen. Die sitzen uns bloß auf der Schulter (was uns schon maßlos ärgert). Aber deswegen zu sagen, dass das Internet kaputt (Lobo) sei oder dem virtuellen Äquivalent zum totalen Neoliberalismus verfallen sei, wie es Morozov suggeriert, ist nichts anderes als ein Versuch durch Selbstinszenierung seine eigene Ideenlosigkeit zu überspielen und somit seinen Nimbus als Internet-Intellektueller zu bewahren. Das Internet ist lebendiger denn je. Und es ist nach wie vor ein gigantisches Experiment. Es hat eine unglaublich starke Kultur, die nicht auf der großen Bühne inszeniert wird, sondern im Alltag. Facebook, Google und NSA mögen ja immense Machtfaktoren sein. Aber wenn sie ihre Macht wirklich ausspielen oder gar überziehen, was ja bei der NSA auf jeden Fall so ist, dann werden sie schnell merken, dass sie gegenüber dieser Kultur verlieren werden. Die größte Macht auf der Welt ist die Kultur - und zwar deshalb, weil sie nie Gewalt anwendet. Eine Milliarde Menschen nutzen täglich das Netz. Und ich bin sicher, die absolute Mehrheit tut es gerne und freiwillig. Raimund Vollmer
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3 Kommentare:
Die Kränkung der politischen Kaste rührt auch daher, dass der BND Obama nicht abhören kann...
Allen anderen ist das zwar nicht egal, aber auch nicht so wichtig. Wenn wir kommunizieren, können wir auch abgehört und/oder verraten werden. Das liegt in der Natur der Kommunikation.
Die Macht des Internet sind WIR. Unsere Daten wollen Sie alle - und wenn wir abstinent würden, wären Google & Facebook am Ende. Nur der NSA nicht...
Dieser Sascha Lobo ist offenbar größenwahnsinnig.
Hält seinen Irrtum für ein Problem, dass die ganze Menschheit hat (und interessiert). Stellt sich auf eine Stufe mit Kopernikus, Darwin und Freud. Welch ein Ego :-)
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