... und rechnet sich bis 2013 zu einer Umsatzgröße zwischen neun und zehn Milliarden Euro hoch. Derweil freut sich der Vorstandschef von Siemens Peter Löscher über den Deal, der zwar das Geschäftsergebnis 2011 (30. September) des Münchner Elektrokonzerns "beachtlich" belasten wird, mit dem er aber auch "den letzten großen Verlustbringer losgeworden ist", wie heute die Frankfurter Allgemeine Zeitung bemerkt. Während das Wall Street Journal die Meldung routinemäßig abhandelt, hat die FAZ der Übernahme des IT-Service-Bereichs durch den Franzosen Atos Origin einen Vierspalter eingeräumt und sogar noch einen kleinen Kommentar. Da heißt es: "Die Informationstechnologie (IT) hat einen Wachstumsrenner: Cloud Computing." Von null auf 20 Milliarden Euro sei allein in Deutschland dieser Markt angewachsen, behauptet das Blatt.
Kommentar: Wunderbar. In Wirklichkeit sind da nur Rechnungeinheiten in einer Wolke zusammengefasst worden. Im Prinzip ist die ganze IT-Geschichte von Siemens stets nie etwas anderes gewesen als ein Spiel mit Zahlen. Früher - als noch die staatlichen DV-Förderungsgelder flossen - war Siemens immer dann erfolgreich, wenn das Bundesministerium für Forschung und Technologie einen Beleg dafür brauchte, dass die Gelder gut angelegt waren. Und die Zahlen waren immer dann schlecht, wenn Siemens der Meinung war, dass man weiteres Geld bräuchte. Und da die Münchner sich selbst wohl stets der größte Kunde waren, gab es stets genug Manövriermasse. Und so kommt einem auch jetzt der Deal vor. "SIS und seine 28.000 Mitarbeiter werden insgesamt mit 850 Millionen Euro bewertet", schreibt die FAZ. Das klingt nicht nach einer echten Erfolgsstory. Jeder Mitarbeiter wäre - nimmt man diese Summe als Basis - demnach etwas mehr als 30.000 Euro wert. Das ist zienlich nahe am Rande einer Beleidigung. Und wenn Löscher sagt, dass dies ein "großartiger Tag für die industrielle Zusammenarbeit in Europa" sei, dann müsste einem eigentlich speiübel werden. 1750 Mitarbeiter, davon 650 in Deutschland, werden gleichsam nicht übernommen. Man kann jetzt schon darauf wetten, dass darunter nicht diejenigen sind, die diesen Service-Bereich herabgewirtschaftet haben (wenn es dort überhaupt je noch etwas zum Herabwirtschaften gab). Auf jeden Fall bringt Siemens das Wachstum mit, das Atos-Origin braucht, um sich und anderen den Deal schön zu rechnen: einen auf sieben fette Jahre ausgelegten Outsourcing-Vertrag über 5,5 Milliarden Euro bringt Siemens in die Liaison ein. Wen wundert's, dass die Atos-Aktie gestern um elf Prozent gestiegen ist. Nun wissen wir einmal mehr: So werden Champions gemacht...
Journalyse-Quelle: FAZ, 16.12.2010: Siemens Kehraus
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