Montag, 3. Januar 2022

START-UP INS NEUE JAHR - Eine kleine Reflexion

 Die Fachzeitschrift Datamation, ein ehedem mal richtig gutes, anspruchsvolles Fachblatt, berichtete anlässlich seines 25jährigen Bestehens von einm Harvard-Reprt aus dem Jahre 1952. Demnach hatten sieben Harvard-Studenten eine Arbeit verfasst, die sich mit dem Computer als "Gigantengehirn" beschäftigten. Das war fünf Jahre später der Grund, warum "General" George Doriot, Professort an der weltberühmten Universität, sich motiviert sah, sich mit 70.000 Dollar an einem Unternehmen zu beteiligen, das einer der Verfasser gegründet hatte. Es gilt als das erste, nach strukturiertem Vorgehen erteilte Risiko-Kapital. Es wurde also nicht an der Westküste, also im späteren Silicon Valley, erfunden, sondern an der konkurrierenden Ostküste. In Boston. Aus den 70.000 Dollar wurden übrigens 355 Millionen Börsenwert und mit 14 Milliarden Dollar Umsatz der zweitgrößte Computerhersteller der Welt, die Digital Equipment Corp. (DEC) mit 120.000 Beschäftigten. Gründer war Kenneth Olsen, der 2011 im Alter von 84 Jahren verstarb. 

Die jungen Leute kennen DEC nicht mehr. Sie sind auch der Meinung, dass man einen virtuellen Börsenwert von einer Milliarde Dollar braucht, um in der Welt etwas darstellen zu können - denn darum geht es ihnen vor allem: etwas darzustellen. Man fragt sich, wie der alte Tom Watson Junior, warum die Gründer so viel Geld  brauchen in einer Welt, deren gigantische intellektuelle Infrastruktur, das Internet, ihnen von Menschen wie Tim Berners-Lee (Erfinder des World Wide Webs, CERN), Douglas Engelbart (Erfinder Maus, GUI und Mitschöpfer des Internets, MIT) und vielen anderen (wie Vincent Cerf) geschenkt wurde. Vor 50 Jahren fragte sich IBM-Chef Watson, wie es einer Firma mit nur 34 Mitarbeitern gelungen war, 1962 den schnellsten Computer der Welt zu bauen. Das war die CDC 6600. Deren Schöpfer war Seymour Cray, das Supercomputer-Genie schlechthin.

Ja, heute sollte man sich fragen, warum junge Leute eine Milliarde für irgendeine App brauchen, deren Innovationsanteil sehr, sehr klein ist? Neben dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung möchte man meinen, dass man umso mehr Geld braucht, je kleiner der Fortschritt ist. Da haben wir wohl in diesem Jahrzehnt nicht mehr viel zu erwarten - vor allem, wenn man liest, dass unsere Ampel nun die Chipindustrie aufpäppeln möchte. Das Geld geht natürlich nicht an Newcomer, sondern an die Altvorderen, die schon zuvor mit milliardenschweren Subventionen nicht viel anfangen konnten. "More money makes software later", hat einmal einer, der es wirklich wusste, 1975, geschrieben. Sein Name: Frederick Brooks. Er leitete das mit Abstand größte Softwareprojekt seiner Zeit, die Entwicklung eines Betriebssystems, das die ganze Welt umkrempeln sollte. Es hieß OS/360 und gehörte der IBM. (Bill Gates hat es ihr später mit DOS und Windows gleichgetan).

Was hat IBM damit geamcht? Sie hat es "verschenkt" - an ihre Kunden, die damit für ihre Unternehmen "Giant-Brains", Gigantengehirne, schufen. Nun "verschenkt" wird ja heute auch sehr viel, belohnt wird es über Werbung. So das Geschäftsmodell. Ein narzisstischer Erfolg, sehr selbstbezüglich. Das ist der Unterschied. "Macht Eure Kunden glücklich, gebt ihnen Service, auch wenn ihr daran nichts verdient", das war die letzte Geschäftsempfehlung von Kenneth Olsen, bevor er vor 30 Jahren sein Unternehmen verließ. DEC hielt sich nicht daran, verschwand schließlich im Konzern Hewlett-Packard, der auch schon lange nicht mehr weiß, wofür er in seiner Zweispaltung steht. Und IBM will ja auch diesen Weg in die Totalverdummung gehen. 

Es wird Zeit, dass sich wieder ein paar junge Leute aufmachen, um etwas wirklich Neues zu kreieren. Und zwar für andere. Das war nämlich das eigentliche Geheimnis des Erfolges von DEC. Für 100.000 Dollar bekam man einen Computer, der so leistungsfähig war wie ein Mainframe im Wert von zwei Millionen Dollar. In dieser Preisdifferenz lag das eigentliche "Risikokapital". 

Ich wünsche Ihnen einen reellen Start-up ins Neue Jahr. Raimund Vollmer



Samstag, 18. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (18)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 18. Dezember 2021. Als Messen noch richtig groß waren - in Las Vegas fand die National Computer Conference statt. Ein Muss für jeden, der meinte wichtig zu sein. So auch 1986. Der große Konkurrent war dieCeBIT-Messe in Hannover, die damals zum ersten Mal unabhängig von der der Hannover Messe stattfand - und als Schneebit sich gleich bestens einführte.



Von Raimund Vollmer



Freitag, 17. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (17)

 Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 17. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer

Irgendwie habe ich doch schon alle Flipcharts verbraucht. Stattdessen ein Zitat von Grace Hopper, der Frau, die COBOL erfand. Sie war Brigadegenerälin bei der US-Navy. Sie sagte über die Zukunft von Sofware-Standards, an der sie ja mit der Entwicjlung von COBOL selbst mitgewirkt hat. 

"Ein Schiff ist im Hafen sicher.
Aber dafür wurden Schiffe nicht gebaut." 

Dem ist nichts hinzuzufügen al
s: 

"Fair winds, following seas, and hood sailing."


Donnerstag, 16. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (16)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 16. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer

Die Aufteilung der Software-Welt vor dem Unbundling, als es die Software ohne gesonderte Berechnung - und damit gleichsam kostenlos - gab. So habe ich es damals dargestellt - bestimmt gab es dafür eine Vorlage, vielleicht finde ich das ja noch alles in meinem Archiv.

 


Mittwoch, 15. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (15)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 15. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer #

 Unvorstellbar, dass IBM einmal das am meisten bewunderte Unternehmen der USA war - vor allem wegen ihres Managements. Das war 1983 und 1985. Drei Jahre später war sie nicht einmal mehr unter den Top Ten. Quelle: Fortune






 

Dienstag, 14. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (14)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 14. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer 

 Wenn ich heute die steilen Thesen und Analysen von damals sehe (mir gehen jetzt übrigens bald die Flipcharts aus), dann denke ich: Das genau Gegenteil ist eingetreten. Diejenigen, die nicht zu den drei Machtblöcken IBM, AT&T und der Japan AG gehörten, sind die, die überlebt haben. Und dann war ich noch lange der Meinung, dass die achtziger Jahre besonders innovativ waren. Nein, es waren nach den sechziger vor allem die siebziger Jahre. Die achtziger Jahre haben nur schmarotzt.  Das sind natürlich Behauptungen, die ich akribisch überprüfen müsste. Mal schauen - so auf meine alten Tage gibt's natürlich auch noch andere nicht minder spannende Themen, duie man aufgreifen könnte, ohne fragen zu müssen: Wen interessiert's?









Montag, 13. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (13)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 13. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer 

Eigentlich unvorstellbar, wie man sich irren kann, wenn man in den Kategorien von Macht denkt. Das Problem ist - und das habe ich erst sehr viel später erkannt, ohne dessen je sicher zu sein - , dass Macht etwas ist, das sich verbraucht. Man muss es permanent nachtanken. Und wer glaubt, dass er so groß sei, dass er das nicht mehr müsse, fällt prompt auf die Nase. So sind Weltreiche zugrundegegangen. In die Bedeutungslosigkeit ihrer Märkte abgeglitten sind in der IT-Szene die drei Mächte, denen ich - in der Erwartung riesiger Spektakel - grenzenlose Macht unterstellt habe. Wir alle waren fasziniert (ich muss dazu noch einmal die Titelbilder herauskramen). Es gibt allerdings eine vierte Macht in diesem Spiel, die bislang kaum genannt wurde, die ich auch nicht so richtig auf dem Radarschirm hatte, die durchaus uin der Lage ist, mit Macht klüger umzugehen - indem sie so tut, als hätte sie Macht- Das ist der Staat. Antitrust-Klagen sind seine Methode, die eine große psychologische Wirkung haben (heute allerduings gerne zum Kassieren großer Strafsummen genutzt werden, was möglicherweise zum Selbstzweck wird und damit die Wirkung nimmt). Eigentlich entscheidet sich das Schicksal von ganz alleine, aber das anzuerkennen würde bedeuten, dass der Staat im Grunde genommen nichts bewirkt. Das ist wiederum der Grund, warum er auf Zerschlagung verzichtet (was zumeist die Große Ansdrohung ist) und lieber das Geld nimmt. Ach, da könnte man jetzt so schön weiterfabulieren. Etwas fürs nächste Jahr...

 













Sonntag, 12. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (12)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 12. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer 

Es war das Jahrzehnt der Kooperationen - Jeder wollte mit jedem. Und IBM, dieser Monolith, musste erkennen, dass sie das Jahrzehnt davor derart verpennt hatte, dass sie ganz schnell aufholen musste - with a little help from friends. Und da bot sich auchso manche Kooperation an. Intel zum Beispiel, die Firma, die alles, was war, in den achtziger und neunziger Jahren revolutionierte, brauchte dringend Geld. IBM half und schaffte es, ihre Anteile zu einem Zeitpunkt zu verkaufen, als der Chiphersteller erst zu seinem Höhemnflug ansetzte. Mit Microsoft gelang ihr ein ähnlich guter Coup. Als diese zum Börsenlieblimng aufstieg, verkrachte sich Big Blue mit Bill Gates.Kooperationen muss man durchhalten können. Und bei manchen Unternehmensaufkäufen ist nicht der Verkläufer das Problem, sondern der Käufer. IBM kann davon einige Strophen zu diesem Lied beitragen. Ich habe heute noch einen dicken Ordner voll mit all den Kooperationen, die IBM eingin g. Viel übrig gebleiben ist davon nichts. Hoklus, Pokus, Verschwindibus...










Samstag, 11. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (11)

 Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 11. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer 

Ich habe es geliebt, mit den Eddings (die rochen so gut nach Benzin) herumzumalen. Wahrscheinlich war ich danach so besoffen, dass ich anfing das zu verstehen, was ich da aufgezeichnet habe. Leider habe ich die Charts alle weggeworfen, habe nur noch diese Fotos - sonst würde ich gerne noch einmal, nur aus Jux, in die Bütt steigen und diesen Vortrag noch einmal halten - mit dem Blick von damals, soweit sich das rekonstruieren lässt. Es wäre ein Riesenspaß. Naja, die Dreißigjährigen von heute basteln ja selbst an ihren Irrtümern - und sie mnachen es sehr gut. Viel, viel mehr Jargon. Da hbe ich nämlich damals gelernt: Auf den Jargon kommt es an. Die Charts zeigen diesmal den Umschwung von der Miete zum Kauf - mit dem IBM ihre Umsätze massiv aufblähte und dies für Wachstum hielt. Heute erleben wir mit der Cloud das Gegenteil. Übrigens das beste Mittel, um die teure Innovationsrate nach unten zu treiben. Hach, ließe sich über alles so herrlich lästzern und kritisieren...










Freitag, 10. Dezember 2021

MEIN ADVENTSKALENDER: Als die Zukunft noch die Zukunft betraf (10)

Flipcharts als Flopcharts 

Eine Reise in die Gedankenwelt der achtziger Jahre 

Reutlingen, 10. Dezember 2021. Von Raimund Vollmer 

Eins hatte ich mir damals immer geünscht: eine Analysten-Szene ähnlich der, wie es sie in den USA gab. Um herauszufinden, was die Szene so denkt, habe ich immer mehr Zeitungen und Informationsdienste (alles leider auf Englisch) abonniert. Freunde unterstützten mich, indem sie mir nach der Lektüre ihre eigenen Abonnements zusandten. Und wenn Big Blue mal wieder einen Großrechner ankündigte, dann stand bei mir zuhause das Telefon nicht still. Ich war das Sammelbecken und die Drehscheibe der Mitbewerber auf der Suche nach Informationen. Großrechner waren damals noch die große Story - und ich war ein Fan von ihnen. Dabei hätte ich mit den Wölfen heulen sollen, die stattdessen den PC zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Geschichten machten. Aber IBM hatte das Monopol bei Mainframes (es ist auch das letzte, was ihr bis heute verblieben ist), so fühlte ich mich ganz wohl in einer Welt der großen Zahlen, der großen Strategien, die eigentlich längst aus der Defensive kamen. Denn der 1969 am letzten Tag der Johnson-Regierung initiierte Antitrist-Prozess hatte IBM mehr erschüttert, als ich wahrgenommen habe. Hier nun einige Charts aus dieser Zeit des Umbruchs.