Sonntag, 26. Januar 2020

Silicon Valley: Tod eines Dinosauriers




Trilogy‑Tragedy

Starben die Dinosaurier doch an einer Klimakatastrophe? Parallelen aus der Computerbranche scheinen dies am meisten vertretene These zu stärken. Ein wichtiges Indiz lieferte dazu 1983 der Vater aller Mainframes: Gene Amdahl. Sein Plan, einen Großrechner zu bauen, der »zweimal schneller ist als al­les, was IBM besitzt, und dabei nur die Hälfte kostet«, erhielt im Früh­jahr 1983 einen herben Rückschlag. Nach Regengüssen in Kalifornien war Wasser in die Labors der mit einem Risikokapial von 150 Millionen Dollar in Cupertino gegründeten Trilogy Systems Ltd. eingedrungen und hatte einige elektronische Ge­räte zerstört.
Mit wafergroßen Chips wollte der Vater der /360 gemeinsam mit seinem Sohn Carl, die gemeinsam 50 Prozent des Aktienkapitals von Trilogy hielten, die IBM kompatiblen Mainframes bestücken. Statt 300.000 Dollar pro MIPS sollte der Rechner nur 150.000 Dollar kosten. Doch nach der Wetterkatastrophe im Sili­con Valley mußten Gene & Carl ihre Pläne, 1984 mit dem ersten Jumbo auf den Markt zu kommen, erst einmal begraben. Nun würde es 1985 werden ‑ zu einem Zeitpunkt, zu dem IBM mit neuen Großrechnern den nächsten Meilenstein setzen wollte.
Doch nicht IBMs Ankündigung, die prompt kam, sollte Amdahls Trilogie in einer Tragödie enden lassen. Nach der Konzeption der /360 für IBM und seiner avantgardistischen V‑Maschinen für die Amdahl Corp. wollte Gene mit dem Einsatz wafer­großer Logik‑Chips in den Trilogy‑Dinos sein Lebenswerk vollenden. Er und seine 460 Mitarbeiter scheiterten ‑ nicht am Wetter, sondern an der Technologie seiner Macro­prozesso­ren. 1984 beendete die Firma das Experimnent. Das war schade für CII‑Honeywell‑Bull und für die japanische Sumitomo‑Gruppe, zu deren Einflußbereich als Keiretsu auch NEC gehörte. DEC und Sperry Univac hatten ebenfalls auf die Firma und ihre Technologie gesetzt. Sie waren die star­ken Förderer des Start‑Ups, das soviel Geld wie nie zuvor in der Geschichte des Venture Capitals hinter sich bringen konnte. Die Trilogy‑Systeme kamen nie auf den Markt. So starb im Silicon Valley, dem Erfinder­zentrum der Mikroprozessoren, der letzte Su­persaurier der Ge­schichte daran, dass er die Technologie seiner Zeit überforder­te.

1 Kommentar:

Besserwisser hat gesagt…

Heute ähneln die Supercomputer mehr einem Ameisenstaat. Tausende Prozessoren und GPUs arbeiten koordiniert an großen Aufgaben.

Der Mainframe wurde zum Multiframe.