Mittwoch, 13. Mai 2015

Bittel-Bettelkom: "Deutschland verliert den Anschluss"...



(Kommentar) ... lautet heute die Headline in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Bitkom-Chef Dieter Kempf unter anderem "den Aufbau einer im globalen Maßstab leistungsfähigen digitalen Infrastruktur binnen zehn Jahren" FAZ) fordert. Wörtlich sagt der Chef der IT-Vereinigung: "Die Politik, aber auch alle relevanten Akteure in Wirtschaft und Gesellschaft, müssen dem Ziel der Digitalen Souveränität oberste Priorität einräumen."
Seit 50 Jahren, seit Jean-Jacques Servan-Schreiber sein Buch "Die amerikanische Herausforderung" veröffentlichte, wird um diese digitale Souveränität gekämpft. Und je mehr die Politik mitmischte, desto kleiner wurde das Ergebnis. Je mehr Subventionen man bekam, desto lebensuntüchtiger wurden die Empfänger. Die Politik hat die Deutsche Bundespost zerschlagen und so die Deutsche Telekom privatisiert - mit genau dem Ziel, Deutschland unternehmerisch und im Wettbewerb nach vorne zu bringen. Und gebracht hat's wenig. Denn wir haben immer noch nicht den Anschluss.
In den Informatikkursen, die Kempf nun ab der 5. Klasse als Pflichtfach fordert, waren die Schüler stets ihren Lehrern weit voraus. Und wenn Lehrer jungen Menschen etwas beibringen wollen, dann verlieren die Schüler sehr schnell die Lust daran.Wieviele Kinder wollen in die Schule gehen, um lesen zu lernen. Verlassen sie dann die Schule, fassen sie nie wieder ein Buch an.
Risikokapitalisten gibt es im Land der Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und anderer ERP-Höfe erst recht nicht. Allenfalls Management-Buy-Outs werden mit Privatgeldern finanziert. Start-ups laufen mit Geschäftsmodellen herum, die nur dann unterstützt werden, wenn man ein amerikanisches Gegenstück dazu anbietet.
Und ob die Gremien, die "Ideen" durch Wettbewerbe fördern wollen, wirklich wissen, was Ideen sind, ist mehr als fraglich.  
Die Leute, die heute davor warnen, dass wir mal wieder den Anschluss verlieren, sind nicht diejenigen, die die Lösung bringen. Sie sind das Problem. Leider.
So wird weiterhin um Subventionen gebettelt. Denn das ist der wahre und der tiefe Sinn jener Aufrufe, wie sie jetzt der Bitkom präsentierte.
Dieses Bettel-Business ist einer Branche, die das 21. Jahrhundert souverän bestimmen will, unwürdig.(Raimund Vollmer)

7 Kommentare:

TR hat gesagt…

Der europäische Datenschutz ist hier meiner berfuflichen Erfahrung nach ein ganz wesentlicher Innovationsverhinderer.

Raimund Vollmer hat gesagt…

Lieber TR, das sehe ich genau so. Vielleicht ist es sogar die Gedankensperre, die wir brauchen, um unserern mangelnden Mut zu rechtfertigen - bach dem Motto: So lange IT böse ist, bin ich gut.

Besserwisser hat gesagt…

Der Hammer ist ja auch böse. Und das Messer sowieso

Raimund Vollmer hat gesagt…

Das ist ja'n Hammer!

Raimund Vollmer hat gesagt…

... oder ein Jammer???

Analüst hat gesagt…

Ein Sammer -)

Raimund Vollmer hat gesagt…

Ka mer auch sagenn...