1966: „Nehmen wir einmal an, man schriebe schon das Jahr 2000, und wir lebten allesamt in jenem glücklichen Utopia, das man heute mit allmählich schwindenden Vorbehalt noch einen Wohlfahrtsstaat nennt. Da können wir dann sehen, wie der Automatenwart (ehedem schlicht ‚Arbeiter‘ geheißen) die Plexiglaskuppel seines zweihundertpferdigen Gefährts besteigt, um sie von der Radarlenkung ein wenig über Land führen zu lassen. Doch wehe wenn der Herr Maier vergessen hat, während der kurzen Öffnungszeiten der Tankstelle am Werktag Treibstoff auffüllen zu lassen. Jetzt ist es zu spät, die Tankstellen sind verwaist, denn Feiertagsdienst macht schon lange so gut wie niemand mehr. Der Kraftstoffwart ist mit Freundin und wohlgefülltem Tank im Grünen, in einer hübschen altmodischen Gartenwirtschaft ohne Selbstbedienung. Dort wartet er bereits seit einer Dreiviertelstunde auf zwei Tassen Kaffee. Der einzige amtierende Kellner ist überlastet und lässt ihn links liegen, weil er vor einer halben Stunde einmal reklamiert hat.“
Hermann Schreiber (1929-2020), deutscher Journalist in seinem Buch „So leben wir heute“, 1966, Seite 68f
4 Kommentare:
Was ist nochmal ein Feiertag?
"Wo es noch Privatbesitz gibt, wo alle Menschen alle Werte am Maßstab des Geldes messen, da wird es kaum jemals möglich sein, eine gerechte und glückliche Politik zu treiben."
Thomas Morus (1478 - 1535 (enthauptet)), auch Sir Thomas More, englischer Staatskanzler und Humanist, verweigerte den Gehorsamseid gegenüber der Kirchenpolitik Heinrichs VIII. aus Treue zum Papst
Quelle: Morus, Utopia (De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia, dt.: Vom besten Zustand des Staates und der neuen Insel Utopia), 1516
Wer hätte ahnen können, dass an Sonn- und Feiertagen in Zentren heute fast Normalbetrieb herrscht. Der Traum der Gewerkschaften hat sich nicht erfüllt.
Nur auf dem Land íst tote Hose. Gastwirtschaften gibt's kaum mehr. Seit die Küchen kalt sind, gibt es draußen auch keine Kännchen mehr.
Die Gewerkschafter sind heute am Wochenende mit der Teilnahme an politischen Demonstrationen beschäftigt. Dafür gibt's dann unter der Woche Zeitausgleich.
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