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Samstag, 20. Juli 2024

Arche Nova (2): 1986

1986: Gespräch mit Codd

Es war das seltsamste Interview, das ich je geführt habe. Mein Gesprächspartner war niemand anders als Dr. Edgar F. Codd (1923-2003), dem Schöpfer des relationalen Modells, 1969, und Träger des Turing Awards, 1981. Das Gespräch mit Codd fand 1986 in Schulungszentrum der IBM in Herrenberg statt. Hier hielt er einen Vortrag über seine zwölf Gebote, denen ein echtes Relationales Datenbank-Management-System zu entsprechen habe. Zwei Jahre zuvor war er bei IBM ausgeschieden, wo er, ein Brite, zuletzt in kalifornischen Santa Teresa Forschungslabor gearbeitet hatte. Das Interview war insofern seltsam, weil er während des Gesprächs immer wieder ein Nickerchen einlegte. Der Hintergrund: Codd war gerade von einer Erkrankung genesen und hatte zudem noch den Jetlag in den Knochen. Er hatte im Foyer der Halle Platz genommen, und ich hatte ihn ganz einfach angesprochen, ob ich ihm ein paar Fragen stellen dürfe. Er sagte zu, warnte mich aber zugleich, dass er zwischendurch mal die Augen schließen werde. Mir war alles recht, Hauptsache, ich bekam mein Interview, das ich dann folgendermaßen festhielt:

Nein, ein Nachfolgemodell für sein Relationenmodell kann sich E.F. „Ted“ Codd nicht vorstellen.

Ja, natürlich „freue ich mich, dass heute alle Welt meine Theorie akzeptiert“ (Wirkpause) – „vor allem, wenn ich daran denke, dass man vor zehn Jahren über sie nur gelächelt hat“.

Nein, „kein Hersteller ist so blöd, dass er auf ein relationales Datenbanksystem verzichtet“ (Wirkpause) „selbst IBM nicht“.

Ja, „was immer in der Informationsverarbeitung Zukunft hat, wird sich der Codd’schen Theorie bedienen. Expertensysteme, künstliche Intelligenz, neue Computerarchitekturen. „Relationale Dabenbanklen unterstützen diese Anstrengungen.“

(Auszugsweise veröffentlich)

Nachtrag 2024: Ich erinnere mich, dass ich Dr. Codd fragte, ob er sich vorstellen könne, dass seine Theorie und die darauf basierenden Datenbanksysteme noch in dreißig Jahren Gültigkeit haben werden. Er lächelte. Und er gab seinem Modell fast so etwas wie eine Ewigkeitsgarantie. Ich habe nur gestaunt. Ich ließ mir seine Visitenkarte geben mit der Bitte um ein Autogramm. Diese Karte, was mir nicht leichtgefallen ist, habe ich später einem Freund geschenkt – als Dank dafür, dass er mir einmal aus bitterer Not geholfen hat.

Raimund Vollmer

 

27 Kommentare:

  1. Seine „Structured Query Language“ SQL verstehen Datenbanken auch heute noch 😎

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  2. Gute Ideen werden niemals alt - Das Rad läuft immer noch rund, und das Feuer brennt nach wie vor

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  3. Allerdings haben sich die 🔥 Anzünder im Laufe der Jahrtausende deutlich weiter entwickelt😎

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  4. Im Auslegen seid frisch und munter!
    Legt ihr's nicht aus, so legt was unter;
    Goethe. 1823
    Zahme Xenien 2. Buch

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  5. Es ist eine alte Geschichte,
    doch bleibt sie immer neu.
    Heinrich Heine 1822

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  6. Gute Geschichten hört/liest man immer wieder gerne...

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  7. „In jedem Anfang liegt die Ewigkeit.“
    Hugo von Hofmannsthal

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  8. ....bis zum nächsten Softwareupdate.🤮

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  9. Meine klappen immer! Verzichte wohlweislich auf die Stärken von Windows & Azure😉

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  10. ...in Ewigkeit Amen.
    Ich bin vom Laienstand und gehöre somit nicht zum Klerus.

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  11. "Glück liegt in uns, nicht in den Dingen."
    La Rochefoucauld
    .....und im Softwareupdate kann das Glück auch nicht schaden.....

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  12. Glück
    Glück ist gar nicht mal so selten,
    Glück wird überall beschert,
    Vieles kann als Glück uns gelten,
    was das Leben uns so lehrt.

    Glück ist jeder neue Morgen,
    Glück ist bunte Blumenpracht,
    Glück sind Tage ohne Sorgen,
    Glück ist, wenn man fröhlich lacht.

    Glück ist Regen, wenn es heiß ist,
    Glück ist Sonne nach dem Guß.
    Glück ist, wenn ein Kind ein Eis ißt,
    Glück ist auch ein lieber Gruß.

    Glück ist Wärme, wenn es kalt ist,
    Glück ist weißer Meeresstrand.
    Glück ist Ruhe, die im Wald ist,
    Glück ist eine Freundeshand.

    Glück ist eine stille Stunde,
    Glück ist auch ein gutes Buch.
    Glück ist eine frohe Runde,
    Glück ist freundlicher Besuch.

    Glück ist niemals ortsgebunden,
    Glück kennt keine Jahreszeit.
    Glück hat immer der gefunden,
    der sich seines Lebens freut.

    Liebe schenken, Freude geben,
    dankbar und zufrieden sein,
    ist das höchste Gut im Leben
    und schließt alles Schöne ein.
    Unbekannt
    Fälschlich gerne Clemens von Brentano zugeordnet.

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  13. Das Glück kennt nur Minuten, der Rest ist Warteraum.....
    Hildegard Knef

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  14. "Glück und Gras:
    Wie dröhnt denn das?"
    Verfasser unerfahren

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  15. Glückauf, Glückauf; der Vollmer kommt; und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat
    sein helles Licht bei der Nacht; schon angezünd’t, schon angezünd’t.
    Frei nach dem Steigerlied

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  16. Lieber Besserwisser, das Steigerlied geht mir stets direkt ins Herz. Wenn mir zum Weinen zumute ist, dann höre ich es - und kämpfe mit den Tränen. Wozu ich als Kind des Ruhrgebiets (Dortmund geboren) wohl auch ein Recht habe.
    https://www.youtube.com/watch?v=HUhwJJxpFGY

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  17. Habe es zuletzt vom ausverkauften Bochumer Ruhrstadion unter der Regie von Herbert Grönemeyer gehört. Und natürlich die Hymne "Bochum" – die sogar zweimal innerhalb der drei Stunden des Konzertes

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  18. Häbbärt im Konzert etwas zur Historie:
    https://www.youtube.com/watch?v=MZmS-E0vjdM

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  19. Mit dem Grönemeyer tue ich ich mich sehr, sehr schwer. Es ist nicht seine Stimme, es sind seine Texte, mir sind sie peinlich. Fremdschämen nennt man das, glaube ich.

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  20. Er sagt ja in dem kleinen YouTube-Video über sich selbst: die Menschen sagen über mich, dass meine Texte furchtbar sind und dass ich nicht singen kann. Es komme auch nicht darauf an, dass man ihn versteht, sondern vielmehr darauf, dass man merkt, wie gerne er singt

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  21. Er ist im Sänger und kann Schreiberling

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  22. Er ist eben Sänger und kein Schreiberling

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  23. Er hat aber auch Texte geschrieben – wie in Stein gemeißelt. Oder hat Reutlingen schon eine Hymne wie Bochum? Dann machet Otze!!!

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  24. That‘s it:
    Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt
    Das ist mit der fünften Strophe von Ursula Tharr
    Ist es besser, viel besser, als man glaubt
    Tief im Westen, tief im Westen
    Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau
    Du liebst dich ohne Schminke
    Leider total verbaut
    Aber g'rade das macht dich aus
    Du hast 'n Pulsschlag aus Stahl
    Man hört ihn laut in der Nacht
    Du bist einfach zu bescheiden
    Dein Grubengold
    (Hat uns wieder hochgeholt)
    Du Blume im Revier
    Bochum, ich häng an dir
    Oh, Glück auf, Bochum
    Du bist keine Weltstadt auf deiner Königsallee
    Finden keine Modenschau'n statt
    Hier, wo das Herz noch zählt (nicht das große Geld)
    Bochum, ich häng an dir
    Oh, Glück auf, Bochum
    Du hast den Ruß abgewaschen
    Und deine Öfen sind kalt
    Doch deine Zechen sind voll Leben
    Hier wird getanzt, gelacht
    Das Morgen ausgedacht
    Gefördert wird, was lebt
    Du bist das Himmelbett für Tauben
    Und ständig auf Koks
    Hast im Schrebergarten deine Laube
    Machst mit dem Doppelpass
    (Jeden Gegner nass)
    Du und dein VfL
    Bochum, ich komm aus dir
    Bochum, ich häng an dir
    Oh, Glück auf, oh, Glück auf
    Oh, Glück auf, Bochum

    Kein Wort Zuviel, oder? Und ich liebe diese Zeile: wer wohnt schon in Düsseldorf?😉

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  25. Doch: leider die 2. Zeile!
    Ist fehl am Platze und mir beim Kopieren leider nicht aufgefallen…

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  26. Das ist mein Lielingslied von ihm - den Text finde ich auch stark:
    Kinder an die Macht
    Die Armeen aus Gummibärchen
    Die Panzer aus Marzipan
    Kriege werden aufgegessen
    Einfacher Plan
    Kindlich genial
    Es gibt kein Gut
    Es gibt kein Böse
    Es gibt kein Schwarz
    Es gibt kein Weiß
    Es gibt Zahnlücken
    Statt zu unterdrücken
    Gibt's Erdbeereis auf Lebenszeit
    Immer für'ne Überraschung gut
    Gebt den Kindern das Kommando
    Sie berechnen nicht
    Was sie tun
    Die Welt gehört in Kinderhände
    Dem Trübsinn ein Ende
    Wir werden in Grund und Boden gelacht
    Kinder an die Macht.
    Sie sind die wahren Anarchisten
    Lieben das Chaos räumen ab
    Kennen keine Rechte
    Keine Pflichten
    Noch ungebeugte Kraft
    Massenhaft
    Ungestümer Stolz
    Gebt den Kindern das Kommando
    Sie berechnen nicht
    Was sie tun
    Die Welt gehört in Kinderhände
    Dem Trübsinn ein Ende
    Wir werden in Grund und Boden gelacht
    Kinder an die Macht.

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  27. Ich kann mit diesen, mit einem Vorschlaghammer auf Reim gezimmerten Texten nichts anfangen, nur erahnen, dass sie wichtig und neu sein sollen, bemüht anders, bekokst.

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